BMBF-Projekt der Professur für Ethik in der Medizin: Seelenarbeit im Sozialismus
Seelenarbeit im Sozialismus – Die ambivalente Rolle der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie im Gesundheitssystem der DDR (SiSaP).
Projektträger: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) – BMBF (01UJ1908AY)
Projektlaufzeit: 2019-2022
Teilprojekt Universität Erlangen-Nürnberg: Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie im Gesundheitssystem der DDR, Leitung PD Dr. med. Rainer Erices.
Homepage des Verbundprojekts: www.seelenarbeit-sozialismus.de
Kooperationspartner
-Teilprojekt Universität Jena (Projektkoordination): Die ambivalente Rolle der Psychotherapie
Prof. Dr. Bernhard Strauß, Dr. Agnès Arp, Adrian Gallistl M.A., Hariet Kirchner M.A., Dr. Susanne Schwager, Monika Storch M.A.
-Teilprojekt Universität Greifswald: Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung und Missbrauch?
Prof. Dr. Hans J. Grabe
Prof. Dr. Ekkehardt Kumbier, Marie Luise Drecktrah, Dr. Kathleen Haack, Antonia Windirsch (Universität Rostock)
-Teilprojekt Fachhochschule Dortmund: Psychologie unter politischem Diktat und Justiz
Prof. a. D. Dr. Susanne Guski-Leinwand, Ilaria Muscas M.A., Hannah Daria Nussmann M.Sc., Dr. Carsten Roschke
Inhalt
„Fürsorgediktatur“ – ist ein Begriff, der oft im Zusammenhang mit dem Gesundheitssystem der DDR genannt wird. Das Gesundheitssystem galt stets als Vorzeige-Errungenschaft des Sozialismus. Gleichzeitig betrachtete die DDR bestimmte Disziplinen aber auch argwöhnisch als Ort von kritischem Denken und möglichem Widerstand. Auch Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie waren Teil des staatlich gelenkten Gesundheitssystems. Doch welche Rolle(n) spielten diese drei Disziplinen in der ehemaligen DDR? 30 Jahre nach der Wiedervereinigung wollen die Forscherinnen und Forscher des Projekts „Seelenarbeit im Sozialismus“ (SiSaP) genau dies herausfinden. Dazu werden nicht nur DDR-Fachliteratur und Archivakten untersucht, sondern es sollen auch Menschen befragt werden, die Erfahrungen mit diesen Teilgebieten gesammelt haben, wie ehemalige Therapeutinnen und Therapeuten, aber auch Patientinnen und Patienten, die in der DDR in psychiatrischer oder psychotherapeutischer Behandlung waren.
Ziel des Teilprojekts Erlangen ist die Aufarbeitung der für die drei Bereiche Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie (PPP) relevanten Strukturen des DDR-Gesundheits- und Forschungswesens. In einer Gesamtdarstellung werden die übergeordneten Strukturen der drei Fächer im staatlichen Kontext für den Zeitraum 1945 bis 1990 unter Berücksichtigung sowohl klinischer als auch wissenschaftlich-universitärer Instanzen beschrieben. Anhand umfangreicher Archiv- und Literaturrecherche werden die Implikationen für die drei Fächer im Zeitverlauf herausgearbeitet und die für die Durchsetzung der Gesundheits- und Wissenschaftspolitik verantwortlichen SED- und institutionellen Leitungs- und Machtstrukturen aufgezeigt. Beschrieben werden dabei die strukturellen und personellen Verflechtungen zwischen Partei, Staatsorganen, der Staatssicherheit sowie den fachlichen Ebenen. Zusätzlich sollen diesbezüglich übergeordnete Wechselbeziehungen mit nationalen und internationalen Fachgremien und verschiedenen PPP-Sonderbereichen im Kontext des Gesundheitswesens untersucht werden.